Adrian Schiess – Adrian Schiess, 2005 – Foto: Roman Kurzmeyer
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Adrian Schiess – Adrian Schiess, 2005 – Foto: Roman Kurzmeyer
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Adrian Schiess – Adrian Schiess, 2005 – Foto: Roman Kurzmeyer
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Adrian Schiess – Adrian Schiess, 2005 – Foto: Roman Kurzmeyer
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Adrian Schiess – Adrian Schiess, 2005 – Foto: Roman Kurzmeyer
Adrian Schiess – Adrian Schiess, 2005 – Foto: Roman Kurzmeyer
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Adrian Schiess – Adrian Schiess, 2005 – Foto: Roman Kurzmeyer

Die glänzenden Oberflächen der mit Industrielack bemalten Platten von Adrian Schiess machen sichtbar, wie Licht in den jeweiligen Raum einfällt, und sie zeigen, dass Erscheinung und Tonwert von Farbe abhängig sind von der Lichtqualität. Erfahrbar werden so die transitorischen Eigenschaften von Farbe, Raum und Licht. Malerei ist bei Schiess eine Arbeit an der Oberfläche. Entscheidend aber ist die Interaktion dieser Oberfläche mit dem Umraum und den Betrachterinnen und Betrachtern. 

Den Flachen Arbeiten, heute die international bekanntesten Werke des Künstlers, gehen verschiedene andere Werkgruppen voraus. 1980 etwa legte Schiess Früchte im Gemüsegarten seines Vaters aus, bemalte und fotografierte eine Blume und sein eigenes Gesicht, malte in den Schnee, mit Wasser auf eine asphaltierte Strasse oder spannte eine Malerei auf transparenter Plastikfolie zwischen Bäume. Festgehalten sind diese Versuchsanordnungen in dokumentarischen Fotografien, die der Künstler rückblickend als »Malerei mit fotografischen Mitteln«1 bezeichnet. Von Anfang an war beabsichtigt, mit der Malerei in den Raum zu gehen. Noch bevor Schiess mit Spanplatten arbeitete, entwickelte er eine Malerei auf Pappen und Hölzern. Er bemalte Klötze, Bretter, Balken und vor allem grosse Kartonfetzen, die danach zerrissen und als Fragmente, oft wiederum in grösseren Gruppen, ausgestellt wurden. Gemeinsam ist den doch sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen seiner Arbeiten die Fragmentierung. Es geht nie um das in sich geschlossene, sinnhafte Bild, sondern im Gegenteil immer um die Zerstreuung von Sinn und die Erfahrung eines befreiten, offenen, nicht am Bild orientierten, zweckfreien Sehens.

In seiner Ausstellung in Amden, die genau auf ein Jahr angelegt war, thematisierte er, was Maler schon immer interessiert hat: das Licht. Im Unterschied zum traditionellen Landschaftsbild zählt in seiner Arbeit allerdings die Realzeit. Die das Bild der Situation bestimmende Farberscheinung vollzieht sich vor unseren Augen. Um die Platten, die Schiess in seinen Ausstellungen wenn möglich liegend präsentiert, im Gaden zu installieren, nutzte er vor Ort gefundene Bretter und – erstmals überhaupt – Fallholz aus dem nahegelegenen Wald. Die weichen PVC-Platten legten sich wie Haut über das Astwerk und bildeten zuvor in seiner Arbeit nie gesehene Volumina, die wiederum zusammen mit den festen Aluminiumverbund-Platten in der Ausstellung überraschende Farbräume und Lichtreflexe ermöglichten. Schiess hatte im Frühjahr die für diese Ausstellung beidseitig monochrom gespritzten Arbeiten nach Amden bringen lassen, um nach einem halben Jahr jede einzelne Platte umzudrehen und dasselbe Ensemble von Werken während der kalten Jahreszeit neu erscheinen zu lassen und anders erlebbar zu machen. Während der Wintermonate zeigte er innerhalb seiner erneuerten Installation zusätzlich Aquarelle (Winterlandschaften), die er während eines Schneesturms in einem Hotelzimmer in Amden gemalte hatte. An diesem speziellen Ort über dem Walensee interessierte Adrian Schiess die Nähe zu den Naturkräften, zu Wind und Wetter, die Masse an Grün, das im Gaden durch den rohen Bretterverschlag gefilterte Naturlicht und selbstverständlich der See, der selbst wie eine in die Berglandschaft eingebettete, Licht reflektierende, farbige Fläche erscheint. Die glänzende, spiegelnde Wasseroberfläche des Sees erinnerte Schiess an ein noch feuchtes Gemälde, das jederzeit verändert werden könnte.

Seine Arbeiten sind auf ein konzentriertes, zeitintensives Sehen ausgerichtet, da sie sich mit wechselndem Licht verändern. An diesem abgelegenen Ort über dem See waren sie denn auch besonders gut wahrnehmbar. Betrachter, die den Weg zur Ausstellung auf sich nahmen, brachten Zeit für deren Wahrnehmung mit und waren nach der Wanderung sensibilisiert für Licht und Farbe. Die Ausstellung zeigte aber auch die Grenzen von Malerei auf. Wie vom Künstler vorhergesehen, lagerten sich Staub und Schmutz auf den zunächst spiegelnden Oberflächen ab und führten vor Augen, dass Malerei, selbst wenn sie in der Landschaft entsteht, gewöhnlich doch immer für die Wahrnehmung in einem geschützten Innenraum geschaffen wird. Erinnert man sich allerdings daran, dass Adrian Schiess immer schon mit der Interrelation von Artefakt und Umgebung gearbeitet hat, dann wird deutlich, dass es eine zwingende Konsequenz seines Kunstbegriffs ist, jede Art von Veränderung des Werks zuzulassen, wenn sie durch die Bedingungen am Ort seiner Präsentation verursacht wird.

  1. Adrian Schiess: Flache Arbeiten 1987–1990, mit einem Gespräch zwischen Roman Kurzmeyer und Adrian Schiess und einem Nachwort von Beat Wismer, Aargauer Kunsthaus Aarau (Schriften zur Aargauischen Kunstsammlung) 2007, p. 16.

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