Kaspar Müller – Kaspar Müller - 25. Dezember 2011, 2011 – Foto: Gwenn Gadient
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Kaspar Müller – Kaspar Müller - 25. Dezember 2011, 2011 – Foto: Gwenn Gadient
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Kaspar Müller – Kaspar Müller - 25. Dezember 2011, 2011 – Foto: Kaspar Müller
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Kaspar Müller – Kaspar Müller - 25. Dezember 2011, 2011 – Foto: Kaspar Müller
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Kaspar Müller – Kaspar Müller - 25. Dezember 2011, 2011 – Foto: Kaspar Müller
Kaspar Müller – Kaspar Müller - 25. Dezember 2011, 2011 – Foto: Kaspar Müller
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Kaspar Müller – Kaspar Müller - 25. Dezember 2011, 2011 – Foto: Kaspar Müller

Am 25. Dezember 2011 gegen Mittag konnte man drei Männer bei der Busstation im Lehni in Amden dabei beobachten, wie sie Kisten schulterten und wenig später aufbrachen, um schwer beladen abseits der Strasse durch den tiefen Schnee Richtung See zu stapfen. In den ausgepolsterten Kartons lagen grosse mundgeblasene, farbige Glaskugeln; in den Rucksäcken wurde Gebäck und Champagner zur Hütte im »Zand« getragen, wo Kaspar Müller die Kugeln einen Nachmittag lang ausstellen sollte. Es war ein strahlend schöner Wintertag. Müller zog die 25 Kugeln vor Ort auf ein Seil und hängte die so entstandene Kette an Nägeln an die gezimmerte Fassade des alten Holzhauses. Wie schon frühere Projekte dort, thematisierte die Ausstellung die Dimension des Kunstwerks im Verhältnis zur Landschaft. Das freistehende Gebäude bildete den Ort der Ausstellung und erfuhr zugleich durch die Intervention des Künstlers, welche Hütte und Kunstwerk aufeinander bezogen erscheinen liess, eine Transformation auf Zeit. Am späteren Nachmittag, als die meisten der ungefähr vierzig Besucherinnen und Besucher sich schon wieder auf dem Heimweg befanden, wurden die Kugeln von der Wand genommen und in die Kartons zurückgelegt.

An jenem 25. Dezember, als wir vor der geschmückten Hütte im Schnee standen, dachten wir an Weihnachten, doch Kaspar Müllers Kette spielte in einem umfassenderen Sinne mit der Idee des Dekors. Die wie Perlen aufgezogenen Kugeln hatte ein Glasbläser einzeln hergestellt, das Seil sah aus wie aus Naturfasern geflochten, war aber industriell aus Kunststoff produziert worden. Kaspar Müller ist als Künstler von jener Realität fasziniert, die selbst schon Bild oder Zitat fiktiver Realität ist. Die Populärkultur hält dafür viele Beispiele bereit, die er in seinem Schaffen aufgreift. Wahre Fundgruben sind die Dekoabteilungen von Einrichtungsgeschäften und Warenhäusern. Kaspar Müller kennt die Methoden der Pop Art, die ihre Aufmerksamkeit, lange bevor er geboren wurde, auf die Warenwelt richtete und diese überhöhte. In seinen Glasarbeiten ist eine ›homöopathische‹ Dosis dieser Faszination wiederzufinden. Sie passten auch deshalb so gut in die Landschaft über dem Walensee, weil diese, von Schnee bedeckt, selbst wie nach dem Bild einer Ansichtskarte gestaltet erschien.

Wiederholung und Serialität sind Begriffe, die nicht nur für die Diskussion dieser Glasobjekte herangezogen werden können, vielmehr bestimmen sie die Struktur zahlreicher Werke der zeitgenössischen Kunst. Richard Wollheim, der 1965 als erster von Minimal Art sprach, meinte mit dem Begriff die von ihm beobachtete Tendenz zu einer radikalen Reduktion in der zeitgenössischen Kunst, welche sowohl die Form wie auch den Inhalt der Werke betreffe. Inzwischen kann, wie in Amden zu erfahren war, die Aufreihung von einfachen und doch dekorativen Leerformen durch den Künstler dazu eingesetzt werden, selbst kunstferne Situationen für neue Lektüren zu öffnen.

– Roman Kurzmeyer 

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