Herzliche Einladung zur Ausstellung Liquid Artist von Kaspar Müller im Atelier Amden. Die Ausstellung wird am Samstag, 20. Mai 2023, 14:00 – 17:00 eröffnet und dauert bis am 16. Juli 2023.
Anlässlich der Vernissage der Ausstellung von Kaspar Müller wird zudem Roman Kurzmeyer, Gründer und Kurator des Atelier Amden, sein neues Buch Doppelte Artikulation. Schriften zur neueren Kunst II, Edition Voldemeer: Zürich/Berlin/Boston 2022 vorstellen.
Kaspar Müller zeigt im Atelier Amden eine zweiteilige Arbeit, von der ein Element befristet, das Gegenstück permanent ausgestellt sein wird. Es handelt sich um eine für den Ort und seine Wahrnehmung konzipierte Intervention, die wie frühere Arbeiten des Künstlers auf überraschende Art von Beziehungen handelt. Realität wird in seinem Schaffen auf sehr unterschiedliche Art und Weise als Bild oder Zitat fassbar und auf scheinbar paradoxe Weise vermittelt.
Kaspar Müller wird in das Giebelfeld des Weidgadens eine solarbetriebene Quarzuhr einbauen. Die erste solarbetriebene Uhr kam 1977 auf den Markt. Es handelt sich um ein japanisches Modell von Seiko. Die Schweizer Uhrenindustrie hatte dieser Technologie damals nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Kaspar Müller verwendet in Amden allerdings nicht das erste Modell dieser Uhr, sondern ein späteres aus dem Jahre 2000, eine Taucheruhr mit gelbem Ziffernblatt und orangem Rand, ebenfalls aus der Serie Seiko Solar. Von blossem Auge wird die Zeit auf dem kleinen gelben Ziffernblatt nicht ablesbar sein, da es sich um eine Armbanduhr handelt. Die im Giebel des Weidgadens eingesetzte Uhr ist das Ergebnis eines bedeutenden technologischen Fortschritts, künstlerisch wirkt diese kleine Sonne, die auf das historische, langsam aus der Zeit fallende Gebäude montiert ist, wie eine entschieden poetische Geste, die sich in vielerlei Hinsicht auf die Situation vor Ort bezieht. Die exponierte, Wind und Wetter ausgesetzte Lage des Weidgadens über dem Walensee ist dabei lediglich ein Aspekt, das Zusammenfallen von Gegenwart und Vergangenheit vor Ort ein anderer. Der amerikanische Künstler Brian O’Doherty sagte einmal, wir würden uns in einer Installation unwillkürlich fragen, wo wir seien. Orientierung wäre hier das Stichwort. Müllers Intervention in Amden führt neben dem Raum auch die Zeit dieses Ortes vor Augen, da Berglandschaft, traditionell bäuerliche und urbane Nutzung aufeinander treffen. Weil kulturelle Transformationsprozesse und insbesondere die dabei zu beobachtenden Rückkoppelungsphänomene im Schaffen von Kaspar Müller eine wichtige Rolle spielen, wird während eines befristeten Zeitraums eine solarbetriebene Überwachungskamera Bilder der Uhr und ihrer unmittelbaren Umgebung täglich von 14.00-18.00 live übermitteln. Zwei unterschiedliche Formen von Echtzeit werden thematisiert. Mit diesen Überwachungsbildern aus Amden bringt der Künstler «automatisiertes Sehen» ins Spiel, das wie Thomas Hermann dargelegt hat, vermeintlich die Sehnsucht nach «echten Bildern» erfüllt. Die Aufzeichnungen können hier abgerufen werden. Auf diesem Kanal werden die Aufnahmen seit Beginn der Ausstellung abgespeichert.
Kreisläufe sind derzeit ein grosses gesellschaftliches und wirtschaftliches Thema und im Atelier Amden seit jeher gegenwärtig durch die Natur der Berglandschaft und das historische Gebäude selbst, das, bevor wir es 1999 durch unsere Ausstellungsreihe einer neuen Verwendung zugeführt haben, über Generationen der zeitweisen Unterbringung von Vieh diente. Seit einigen Jahren zeigen wir immer wieder Ausstellungen und regen Projekte an, welche auf die am Ort allgegenwärtigen Naturkräfte verweisen.
Kaspar Müller wurde 1983 in der Schweiz geboren und lebt in Berlin und Zürich. Es handelt sich um seine zweite Ausstellung im Atelier Amden.
Wir freuen uns auf Ihren Ausstellungsbesuch.