Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
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Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
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Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
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Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
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Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
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Kaspar Müller – Liquid Artist, 2023 – Foto: David Aebi
Foto: Werner Oppermann (naturfotografen-forum.de)
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Foto: Werner Oppermann (naturfotografen-forum.de)

Kaspar Müller zeigt im Atelier Amden die zweiteilige Arbeit Liquid Artist, von der ein Element befristet ausgestellt war, das Gegenstück permanent zu sehen ist. Es handelt sich um eine für den Ort und seine Wahrnehmung konzipierte Intervention, die wie frühere Arbeiten des Künstlers auf überraschende Art von Beziehungen handelt. Realität wird in seinem Schaffen auf sehr unterschiedliche Art und Weise als Bild oder Zitat fassbar und auf scheinbar paradoxe Weise vermittelt. 

Kaspar Müller hat in das Giebelfeld des Weidgadens eine solarbetriebene Quarzuhr eingebaut. Die erste solarbetriebene Uhr kam 1977 auf den Markt. Es handelt sich um ein japanisches Modell von Seiko. Die Schweizer Uhrenindustrie hatte dieser Technologie damals nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Kaspar Müller verwendet in Amden allerdings nicht das erste Modell dieser Uhr, sondern ein späteres aus dem Jahre 2000, eine Taucheruhr mit gelbem Ziffernblatt und orangem Rand, ebenfalls aus der Serie Seiko Solar. Von blossem Auge ist die Zeit auf dem kleinen gelben Ziffernblatt nicht ablesbar, da es sich um eine Armbanduhr handelt. Die im Giebel des Weidgadens eingesetzte Uhr ist das Ergebnis eines bedeutenden technologischen Fortschritts, künstlerisch wirkt diese kleine Sonne, die auf das historische, langsam aus der Zeit fallende Gebäude montiert ist, wie eine entschieden poetische Geste, die sich in vielerlei Hinsicht auf die Situation vor Ort bezieht. Die exponierte, Wind und Wetter ausgesetzte Lage des Weidgadens über dem Walensee ist dabei lediglich ein Aspekt, das Zusammenfallen von Gegenwart und Vergangenheit vor Ort ein anderer. 

Der amerikanische Künstler Brian O’Doherty sagte einmal, wir würden uns in einer Installation unwillkürlich fragen, wo wir seien. Orientierung wäre hier das Stichwort. Müllers Intervention in Amden führt neben dem Raum auch die Zeit dieses Ortes vor Augen, da Berglandschaft, traditionell bäuerliche und urbane Nutzung aufeinander treffen. Weil kulturelle Transformationsprozesse und insbesondere die dabei zu beobachtenden Rückkoppelungsphänomene im Schaffen von Kaspar Müller eine wichtige Rolle spielen, hatte während eines befristeten Zeitraums eine solarbetriebene Überwachungskamera Bilder der Uhr und ihrer unmittelbaren Umgebung täglich von 14.00-18.00 live übermittelt. Zwei unterschiedliche Formen von Echtzeit werden thematisiert. Mit diesen Überwachungsbildern aus Amden bringt der Künstler «automatisiertes Sehen» ins Spiel, das wie Thomas Hermann dargelegt hat, vermeintlich die Sehnsucht nach «echten Bildern» erfüllt. 

Abgerufen werden können die Aufnahmen auf https://www.youtube.com/@KasparMuller/streams. Auf diesem Kanal wurden die Aufnahmen seit Beginn der Ausstellung abgespeichert. 

–– Roman Kurzmeyer  

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