Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: David Aebi
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Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: David Aebi
Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: Roman Kurzmeyer
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Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: Roman Kurzmeyer
Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: Shirana Shahbazi
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Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: Shirana Shahbazi
Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: Shirana Shahbazi
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Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: Shirana Shahbazi
Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: Shirana Shahbazi
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Shirana Shahbazi – Tageslicht, 2013 – Foto: Shirana Shahbazi

International bekannt geworden ist Shirana Shahbazi mit Fotografien, die in Teheran, der Stadt ihrer Kindheit, entstanden sind. Die Serie Gotfare Nik/Good Words (2000) umfasst Bilder aus dem iranischen Alltag: Menschen, Landschaften, Stadtansichten, die eine Welt vor Augen führen, die uns in Europa fremd und gleichzeitig doch auch sehr vertraut erscheint. Ausgewählte Fotografien hat sie in Iran von Plakatmalern in Grossformate bringen lassen, mit der Erwartung, dass es bei dieser Übersetzung in Iran zu einer kulturspezifischen visuellen Interpretation kommen würde. In ihrer Kindheit, 1985, verliess sie Iran mit der Familie. Als Studentin kam Shirana Shahbazi 1997 aus Deutschland, wo sie aufgewachsen ist, nach Zürich, wo sie seither lebt und arbeitet. 

Sie ist Künstlerin und durchaus auch eine klassische Fotografin: Mit analogen Techniken arbeitet sie an Werken, die ihre umfassenden und soliden Kenntnisse des fotografischen Handwerks belegen. Ihre Fotografien verwendet sie konzeptuell, etwa indem sie diese in unterschiedliche technische Träger übersetzen lässt, zu mehrteiligen Werken anordnet und diese als Installation ausstellt. Zu ihrer faszinierenden und für ihr Bildverständnis aufschlussreichen Arbeit gehört auch die Auswahl und fotografische Inszenierung von alltäglichen Objekten. Gegenständlichkeit und Abstraktion werden von Shahbazi nicht gegeneinander ausgespielt, sondern bilden ein von der Künstlerin für ihre Arbeit gesuchtes Spannungsfeld. Die Ästhetik der Objektfotografie trifft auf ein künstlerisches Interesse an der bildnerischen Verwendung von Fotografien.

In Amden realisierte Shahbazi erstmals überhaupt eine Ausstellung, ohne auch nur eine Fotografie zu zeigen. Ihre Intervention aus Farbfolien thematisierte das durch den rohen Bretterverschlag des Weidgadens in den Raum einfallende Licht. Im Obergeschoss hatte sie alle Lücken zwischen den Brettern der Aussenwand – auch kleinste Risse im Holz, jede Stelle, an der Licht in den Raum hätte eindringen können – mit unterschiedlich dimensionierten Stücken der Farbfilterfolie abgedeckt. Sie wurde von Hand auf Mass, meistens in lange Streifen geschnitten und mit wenigen Stahlstiften innen auf der gezimmerten Holzverplankung befestigt. Von jeder Grundfarbe verwendete die Künstlerin in freier Improvisation unterschiedliche Töne. Eingerichtet wurde die Installation von Shahbazi und vier Mitarbeitern in einem Tag. Von aussen war das Werk nicht wahrnehmbar, die Scheune stand scheinbar unverändert wie eh und je in der Berglandschaft. Umso stärker war die Erfahrung des farbigen Lichts beim Betreten des Hauses. In einem Text über den amerikanischen Künstler James Turrell denkt Georges Didi-Huberman über die Glasfenster und das Licht in gotischen Kathedralen nach und spricht von der Erfahrung, im farbigen Licht zu gehen, die die Menschen im 13. Jahrhundert tiefer berührt habe als die wegen der grossen Entfernung kaum erkennbaren figürlichen Darstellungen und komplexen biblischen Erzählungen. Der leerstehende Speicher in Amden war nun zwar in ein anderes, buntfarbiges Licht getaucht, doch ohne die Banalität der Situation, die Spuren und die vor Ort verbliebenen Reste der landwirtschaftlichen Nutzung zu überblenden. Der einfache Bau wurde nicht in einen sakralen Raum transformiert, sondern blieb durch und durch profan. Die Wanderung der Sonne im Tagesverlauf von Osten nach Westen und die Intensität des Sonnenlichts bildeten sich im Inneren des Hauses ab und veränderten Orientierung und Atmosphäre. Hell leuchtende Farbflächen bewegten sich langsam über den Boden. Die Arbeit forderte Aufmerksamkeit und Betrachtungszeit ein. Wie andere räumliche Kunstwerke auch, hatte sie eine doppelte Identität, nämlich sowohl Bild zu sein als auch einen Ort zu bilden. Das Werk war prozessual angelegt: Während der Ausstellung nutzte die Künstlerin die Installation als Studio. Entstanden sind einerseits Fotografien, die unterschiedliche Lichtsituationen in der inzwischen abgebauten Arbeit dokumentieren, andererseits arbeitete die Künstlerin in der Installation an Fotografien, die als autonome Werke in einem anderen Zusammenhang ausgestellt werden können.

– Roman Kurzmeyer 

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